Film oder Sensor - und warum das wichtig ist bezüglich der verwendeten Objektive

Ob man es glaubt oder nicht: es macht einen Unterschied, ob ein Objektiv urspünglich für eine Film-Kamera konstruiert wurde oder ob man bei der Konstruktion direkt an eine digitale Kamera mit Sensor gedacht hat. Einer der Gründe ist, dass beim Film die Bilder anders entstehen als beim Sensor. Mir hat das sehr geholfen zu verstehen, warum Fotos, die mit Altglas-Objektiven gemacht wurden, irgendwie "anders" aussehen als solche, die mit modernen Linsen entstanden sind. Das muss nicht unbedingt schlecht sein, aber warum das so ist, erkläre ich hier.


1. Behauptung: Alte Objektive sind schlechter, weil sie an Digitalkameras grundsätzlich "vignetieren"

Vignetierung meint das Phänomen, dass ein Bild am Rande etwas dunkler erscheint als in der Mitte. Und wenn man ältere Objektive verwendet, ist es hilfreich, wenn man dazu auch ein bisschen weiß. Und ja, es hilft auch, wenn man sogar noch einen Schritt zurückgeht und darüber nachdenkt, wie überhaupt ein Bild entsteht.

2. Behauptung: Alte Objektive korrigieren Fehler schlechter und sind generell unschärfer

Immer wieder mal findet man die Behauptung, alte Objektive korrigieren Fehler schlechter und seien per se unschärfer. Nun könnte man sagen, dass das in der Natur der Sache liegt, weil sich die technische Entwicklung an sich weiter entwickelt hat. Aber tatsächlich hat dies - zumindest indirekt - auch damit zu tun, dass man früher mit Filmen fotografiert hat. Eigentlich ist der Grund sogar ziemlich banal, aber irgendwie kommt man nicht sofort drauf, und deswegen lohnt es sich, es mal zu erklären.

3. Ein weiterer Aspekt: die Weiterentwicklung der (Glas-)Technik

Genau genommen ist dies ein Punkt, der mit der Frage "Film oder Sensor" eigentlich nichts mehr zu tun hat. Ich werde dazu sicherlich noch mal einen weiteren Blgbeitrag nachschieben. Aber da eben "Film oder Sensor" in gewisser Weise auch "früher oder heute" bedeutet, soll es hier nicht gänzlich unerwähnt bleiben.

4. Behauptung: Alte Objektive sind schlechter, weil ihr Autofokus langsamer ist

Auch wenn das mit der Frage "Film oder Sensor" eher weniger zu tun hat: wir reden über alte Objektive, und zumindest kurz sollten wir hier das Thema schon mal ansprechen.

Die Frage ist so eindeutig nicht zu beantworten. Es kommt auf das Objektiv an. Wenn wir über alte Objektive aus der Frühzeit des Autofokus' reden, dann wird man dem kaum widersprechen können. Die ersten Minolta-AF-Objektive hatten (anders als die AF-Objektive heute) keinen eigenen Motor. im Objektiv war lediglich ein Getriebe, während der Motor im Kameragehäuse verbaut war. Das Getriebe im Objektiv wurde über eine Art Kuplung und eine Stange angetrieben, weshalb man solche Objektive auch "Stangenobjektive" nennt. Der Nachteil ist, dass das ein vollkommen mechanischer Antrieb ist, bei dem richtig "Masse" bewegt werden muss. Heutige Motoren arbeiten nach ganz anderen (i.d.R. elektromagnetischen) Prinzipien und sind dadurch deutlich schneller.

ABER: In der Summe ist nicht das Stangengetriebe das Problem. Die Geschwindigkeitsnachteile sind erkennbar, aber nicht wirklich tödlich. Das Problem liegt darin, dass für Objektive mit Stangenantrieb zwingend der LA-EA2- oder der LA-EA4-Adapter verwendet werden müssen, denn nur die haben den zwingend notwendigen Objektivmotor. Das Dumme ist, dass sie auch ein eigenes Autofokus-Modul haben und nicht das der Kamera verwenden. Aber dazu gibt es einen eigenen Blogeintrag.

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