Die LA-EAx-Adapter von Sony - eine Zusammenfassung
Verfasst von Ulrich Witt. Veröffentlicht in Technikhintergrund
Auf meiner Seite geht es um die Kombi "A-Mount-Objektive an E-Mount-Kameras". Hierfür braucht man bekanntlich einen LA-EA-Adapter, den es (Stand Mai 2021) in fünf verschiedenen Versionen gibt. Im Netz existieren zwar diverse Seiten und Filmchen, die etwas zu den Adaptern sagen, aber irgendwie fand ich keine Seite, die auf alle Aspekte eingegangen ist. Möglicherweise hab ich nicht richtig gesucht, aber der Vollständigkeit halber hab ich es einmal zusammengetragen.
Eine Anmerkung gleich vorab: es gibt ein Projekt eines chinesischen Tüftlers, der eine Austausch-Platine für den LA-EA4 kontruiert hat, die es ermöglicht, das AF-Modul der Kamera zu nutzen statt des im Adapter verbauten Moduls. Diese sogenannte "LA-EA4r Monster Adapter" werde ich an anderer Stelle behandeln. Auf dieser Seite geht es um die originalen Sony-Adapter.
Die richtige Adapterwahl passend zu Deiner Kamera und Deinen Objektiven
Für die Wahl des richtigen Adapters muss man sich zunächst zwei grundlegende Fragen stellen:
- Welchen Sensor-Typ hat meine Kamera (bzw. die Kamera, die ich mir "demnächst" zulege)?
- Haben die A-Mount-Objektive, die ich verwenden will, einen eigenen Motor?
Schnell-Hintergrund:
- Alle Adapter haben zwar den E-Mount-Anschluss, die Öffnungen des LA-EA1 bzw -2 sind nur für APS-C-Kameras geeignet, LA-EA3, -4 und -5 können auch an Vollformatkameras verwendet werden.
- Eine Vielzahl von A-Mount-Objektiven hat keinen eigenen verbauten Motor, sondern wurden über die Kamera angetrieben. Da die modernen E-Mount-Objektive aber alle mitverbaute Motoren haben, haben die E-Mount-Kameras daher (im Gegensatz zu den Sony A-Mount-Kameras) keine aktiven "Objektivmotor". Dies muss ggf. der Adapter übernehmen.
Letztendlich ergeben sich daraus fünf verschiedene Kombinationen, für die es jeweils einen Adapter (LA-EA1 bis LA-EA5) gibt. Hier die Übersicht:
Funktion / Merkmal | LA-EA1 | LA-EA2 | LA-EA3 | LA-EA4 | LA-EA5 |
Autofokus (AF) | nur mit SAM-/SSM-Objektiven (also Objektiven mit eigenen Motoren) | mit allen Objektiven | nur mit SAM-/SSM-Objektiven (also Objektiven mit eigenen Motoren) | mit allen Objektiven | Motorunterstützung für Objektive ohne eigenen Motor nur an wenigen Kameras |
AF-System | Kontrast-AF der verwendeten Kamera | Phasenerkennungs-AF im Adapter | Kontrast-AF der verwendeten Kamera | Phasenerkennungs-AF im Adapter | Kontrast-AF der verwendeten Kamera |
Format | unterstützt nur APS-C-Sensoren |
unterstützt nur APS-C-Sensoren |
unterstützt auch 35-mm-Vollformatsensoren | unterstützt auch 35-mm-Vollformatsensoren | unterstützt auch 35-mm-Vollformatsensoren |
Gemeinsamkeiten
Mal abgesehen von der Tatsache, dass Adapter per se unterschiedliche Auflagemaß überbrücken müssen, stellen sie die elektronische Verbindung zwischen Objektiv und Kamera her, damit beide Daten austauschen können (natürlich nur bei Objektiven, die auch elektonische Daten zur Verfügung stellen). So weit, so gut.
In allen LA-EA-Adapter ist aber auch noch ein Blendenmotor eingebaut, damit Du über die Kamera eben auch die Blende verstellen kannst. Bei rein manuellen Objektive kann man die Blende ja direkt am Objektiv einstellen, bei den Minolta-AF-Objektiven geht das nicht. Theoretisch gibt es auch Adapter, mit der man die Blende wie früher manuell verstellen kann, aber die haben keine elektronischen Kontakte, übertragen also auch nicht die Daten, die das Objektiv zur Verfügung stellen würde.
Objektive mit eigenem AF-Motor oder ohne AF-Motor?
Der wichtigste Unterschied zwischen dem LA-EA1/3 und dem LA-EA2/4/5 ist, dass letztere ein eigenes Autofokus-Modul mit eigenem Motor enthalten. Dazu muss man wissen, dass insbesondere in den spiegellosen Fotosystemen der Autofokus-Motor nicht in der Kamera, sondern im Ojektiv sitzt. Die Technik ist heute so weit, dass die Motoren kaum noch Platz einnehmen und die Objektive dadurch nur unwesentlich größer werden. Das wiederum ist auch eine Voraussetzung dafür, dass der Autofokus heute um ein Vielfaches schneller ist als früher. Hinzu kommt, dass natürlich die Kameras selbst kleiner gebaut werden können, wenn man sich Platz für einen Motor ersparen kann. In sofern eine logische und richtige Entwicklung.
Die frühen Autofokusobjektive (und dazu gehören z.B. die Minolta-AF-Objektive der ersten Generationen) hatten jedoch keinen eigenen Motor, sondern nur ein Getriebesystem, über das die Linsen bewegt wurden. Der notwendige Motor war in der Kamera verbaut, und das Getriebe im Objektiv wurde über eine kleine Stange angetrieben (dem sog. Stangenantrieb). So ist es übrigens auch noch in allen Sony Spiegelreflexkameras mit dem A-Mount (wie z.B. der Sony a68)
"Objektive mit Stangenantrieb" (wie eben die o.g. die Minolta-AF-Objektive) brauchen einen externen Motor - den aber die E-Mount-Kameras von Sony nicht mehr haben. Daher hat Sony das AF-Modul der Sony a68 (inkl. Motor) in den LA-EA2/LA-EA4-Adapter eingebaut. Heißt umgekehrt: Wenn Du also nur Objektive mit eigenem Motor hast, kannst Du problemlos den LA-EA1- bzw. LA-EA3-Adapter verwenden. Willst Du hingegen (so wie ich) ältere Objektive ohne eigenen Motor verwenden, bleiben - theoretisch - nur die Adapter LA-EA2, -4 oder -5 als Alternative übrig, denn diese haben einen Motor verbaut, der den Antrieb des Objektivs übernimmt.
Eine ganz wichtige Besonderheit stellt in diesem Zusammenhang übrigens der LA-EA5 dar. Wie der LA-EA2/4 verfügt er zwar über einen eingebauten AF-Motor, aber dieser kann tatsächlich nur von ganz wenigen Sony-Kameras auch aktiv angesteuert werden. Aktuell sind dieses die a6600, die a7RIV und die a1. Wenn Du eine andere Kamera hast, funktioniert der Motor nicht und es bleibt als native Lösung nur der LA-EA2 bzw. LA-EA4 übrig, wenn man den Autofokus alter Stangenobjektive nutzen möchte.
Kamerasensor: APS-C oder Vollformat?
Die Frage ist - eigentlich - relativ einfach zu beantworten. Hast Du eine APS-C-Kamera der a6x00-Reihe, reichen LA-EA1 oder LA-EA2. Hast Du hingegen eine Kamera aus der a7- bzw a9-Reihe (oder planst, in naher Zukunft ein Upgrade auf Vollformat), musst Du den LA-EA3 bzw. LA-EA4 verwenden. Natürlich kann man LA-EA3/4-Adapter auch an APS-C-Kameras verwenden.
Es gibt aber noch einen wichtigen Unterschied zwischen dem LA-EA1/2 einerseits und dem LA-EA3/4 andererseits...
Noch ein wichtiger Unterschied zwischen LA-EA1/2 (APS-C) und LA-EA3/4 (Vollformat)!
Bei den APS-C-Adaptern LA-EA1 und -2 funktioniert der "AF-A"-Modus nicht. Aber was ist das?
Bei Sony gibt es drei verschiedene AF-Modi: AF-S, AF-A und AF-C.
- Das S bei AF-S kann man sich sehr gut mit "statisch" merken. Wenn man die Auslösetaste halb drückt, stellt der Autofokus scharf und bleibt bei dieser Einstellung. Bewegt sich das Motiv jetzt, wird nicht mehr nachfokussiert. Dieser Modus eignet sich also besonders gut für "statische" Motive
- Bei der Einstellung AF-C dagegen "merkt" der Autofokus, wenn sich das erfasste und scharfgestellte Motiv bewegt, während man die Auslösetaste halb gedrückt hält. Die Schärfe wird nachgeführt bis zum Moment des Auslösens. Die Kamera überprüft also ständig (C wie "continuously"), ob das Motiv noch scharfgestellt ist.
- Mit AF-A überläßt man der Kamera die Entzscheidung, ob es sich um bewegte oder statische Motive handelt. Sie entscheidet dann, mehr oder weniger zuverlässig, welche der beiden eben beschriebenen Einstellungen die Richtige ist. A steht also quasi für "automatisch".
Mit einem LA-EA1 oder 2 steht Dir dieser "automatische AF" also nicht zur Verfügung. Ich gebe allerdings auch zu, dass ich ihn bisher noch nicht verwendet habe...
Der erste Nachteil von LA-EA2 und LA-EA4 (mit eigenem AF-Modul): sie schlucken Licht
Richtig gelesen: LA-EA2 und LA-EA4 schlucken Licht. Das hängt damit zusammen, dass sie notwendigerweise eine "teildurchlässige" Spiegelfolie verbaut haben, die ein Teil des einfallen Lichts nach unten in das AF-Modul ablenkt. Wie viel das ist, ist in der Community etwas umstritten. Mehrere "Peilgrößen" zur Kompensation habe ich gefunden:
- etwa 1/3 ISO-Wert (statt ISO100 also eher ISO133 - wobei man typischerweise als naheliegensten ISO nur ISO125 nehmen kann), oder
- etwa eine 1/2 Blendenstufe (statt Blende 2 also eher 2,4), oder
- etwa etwa Belichtungsstufe (statt 1/100sec also eher 1/125sec)
Was soll ich sagen? Der Begriff "Fotografie" bedeutet in seinem Ursprung ja "malen mit Licht". Insofern sollte man das im Hinterkopf haben, wenn man sich für diese Adapter entscheidet. Andererseits haben mich die Adapter noch nie in eine Situation gebracht, in der ich dachte "Nur weil mir mein Adapter Licht schluckt, kann ich das Foto jetzt nicht machen".
Der zweite Nachteil von LA-EA2 und LA-EA4 (mit eigenem AF-Modul): sie haben nur 15 Autofokus-Messpunkte
Wenn man mal den LA-EA5 außen vor lässt (der ja nur die a6600, die a7RIV und die a1 vollständig unterstützt), ist es Sony (immer noch) nicht gelungen, über den Adapter den Autofokus der vollständig auf die E-Mount-Kameras zu portieren. Um die motorlosen A-Mount-Objektive daher überhaupt nutzen zu, deaktiviert der LA-EA2/4-Adapter also das Autofokusmodul der Kamera und verwendet statt dessen den eigenen im Adapter verbauten. Tja, und das ist leider auch das Autofokusmodul, dass Sony bereits in der a65 verwendet hat - und der hat leider nur 15 Messpunkte. Selbst die kleine a6000 verfügt schon über 179 Meßpunkte, also mehr als 10x so viel. Das ist ein nicht wegzudiskutierendes Manko.
Das ist insbesondere ein Nachteil, wenn man bewegliche Motive fotografiert und dafür den AF-C-Mdus verwendet, und je schneller sich das Motiv bewegt, desto größer ist der Nachteil. Für mich sind schnell bewegliche Objekte aber noch nicht das bevorzugte Motiv. Momentan bin ich eher noch in Portrait- oder Streetfotografie-Situationen und fühle mich aktuell auch mit dem AF-S-Modus und einem zentralen Fokusfeld noch am wohlsten. Insofern kann ich den - im Prinzip schon nicht unerheblichen - Nachteil (noch) verschmerzen. Aber ich merke inzwischen auch, dass mir der Augen-AF, den ich an meiner a6500 mit nativen E-Mount-Objektiven nutzen kann, bei den A-Mount-Objektiven fehlt. Wenn es um echte Portraitfotografie geht, ist es schwieriger, "perfekt" scharfe Bilder zu bekommen. Nicht unmöglich, aber schwieriger.
Was übrigens mit allen Adaptern nicht geht
Soyn selbst hat zu der Frage eine kurze Übersicht: https://www.sony.de/electronics/support/lenses-mount-adaptors/la-ea3/articles/00012131. Neben einigen XI-Minolta-Objektiven sind es insbesondere die A-Mount-Telekonverter, die nicht funktionieren, weder die, die noch Minolta hergestellt hat, also auch die von Sony.
Inwieweit E-Mount-Telekonverter funktionieren kann ich nicht sagen. Auch hier würde ich vermuten, dass sie nicht funktionieren.
Probleme mit LA-EAx-Adaptern bei der Verwendung von L-Winkeln
Ich bin relativ schnell darauf gekommen, mir ein Stativ zuzulegen. Und weil ich mir auch immer viele Gedanken um Kompatibilität mache, habe ich micht letztendlich für eine Variante entschieden, die zu ARCA SWISS-Wechselplatten kompatibel ist. Gerade in der Kombination mit sog. L-Winkeln fand ich das sehr vorteilhaft: wenn man einmal alles auf sein Motiv eingerichtet hat, dann aber mal ins Hochkant-Format wechseln will, muss man nicht wieder gleich das ganze Stativ neu einstellen, sondern zieht die Kamera einfach aus der Halterung, dreht sie und befestigt sie wieder in der Halterung, ohne dass sich auch nur irgendetwas an der Stativeinstellung ändert.
ABER: Wenn man einen LA-EAx-Adapter montiert hat, kann es zu Problemen mit L-Winkeln kommen. Die typischen passgenauen Winkeln (also nicht die Universal-Winkel), die man im Netz so kaufen kann, sind ja mit einer sog. "ARCA-SWISS-Schiene" versehen. Allerdings rakt bei den kameraindividuellen L-Winkeln, die mir untergekommen sind, die vordere Kante des L-Winkels so weit nach vorne, dass es den LA-EA2/4-Adapter berührt und sogar ein kleines Stück nach vorne drückt, wodurch er schief im Bajonett hängt.
MeinWork-Around war, dass ich von der Vorderseite des L-Winkels etwa 1mm mit einer Schleifmaschiene abgeschliffen habe. Das sah zwar nicht schön aus, aber hat funktioniert. Inzwischen bin ich allerdings auf eine andere Alternative gestoßen: die L-Winkel der Fa. "3 Legged Thing". Das sind zwar Universalwinkel, aber passen super UND passen auch noch an die Peak Design Capture Clips.
Mein persönliches Fazit
Ein kurzer Exkurs: was ist der Unterschied zwischen "Möglichkeit" und "Wahrscheinlichkeit"? Naja, ganz einfach: es ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit möglich, dass die Erde von einem größeren Meteoriten getroffen wird, der zu großen Verwüstungen führen wird. Aber ist es dadurch wahrscheinlich, dass wir das erleben werden? Nein, die Wahrscheinlichkeit, dass innerhalb der nächsten 100 Jahre so etwas passiert, liegt fast bei 0.
Warum erzähle ich das? Nun, ein Adapter ist immer mit Einschränkungen verbunden. Ist es möglich, dass ein Adapter sich nachteilig auswirkt? Ja, natürlich, zweifellos. Aber die Frage ist doch eher, ob die Vorteile (z.B. gute und dennoch sehr günstige Objektive können verwendet werden) die Nachteile nicht aufwiegen? Für mich ein eindeutiges: Ja, absolut! Ich möchte als Beispiel nur das grandiose Minolta AF 70-210/f4 nennen, das legendäre "Ofenrohr" (oder im amerikanischen Bereich "beercan" genannt). Gebraucht bekommt man es in einem guten Zustand schon für rund 50,- €. Will man sich das akutelle Pendant, das Sony SEL 70-200/f4, kaufen, muss man gebraucht(!) rund 1.000,- € auf den Tisch legen. Ja, das Sony ist zweifelsohne besser. Aber rechtfertigt die bessere Qualität den 20fachen Preis?
Für mich ist die Antwort eindeutig. 😉